Teil1 Impfungen – Was, warum, wie oft, oder doch nicht?

Die Kontroverse rund um Impfungen ist nicht neu. Trotzdem möchte ich sie nun auch einmal aufgreifen, da ich innerhalb meiner Arbeit als ganzheitliche Physiotherapeutin immer wieder darauf angesprochen werde. Was ist sinnvoll? Was nicht? Welche Gefahren beinhalten Impfungen?

Ich möchte mich auf die drei geläufigsten Impfungen beim Pferd beschränken – Tetanus, Influenza und Herpes – und diese in verschiedenen Blogs vorstellen.


Tetanus – Wundstarrkrampf
Tetanus wird durch ein Bakterium, Clostridium tetani, beziehungsweise durch dessen Toxin ausgelöst. Das Bakterium ist überall in unserer Umwelt zu finden – in der Erde, in unserem Darm und somit auch in unserem Speichel. Gefährlich wird es erst, wenn es z. Bsp. durch einen Biss oder Schnitt in den Körper eindringt und dort Luftdicht verschlossen wird. Nun kann sich das Bakterium hervorragend vermehren.

Clostridium tetani bildet eine Toxin, welches sich entlang der Nerven zum Hirn fortbewegt und hier auch seine schädliche Wirkung entfaltet. Es übernimmt zwei Funktionen: Zum einen imitiert es an den Nervenendigungen im Muskel die Wirkung von Calcium – es bewirkt, dass sich Muskeln zusammenziehen. Zum anderen verhindert es in Gehirn und Rückenmark die Glycin-Ausschüttung, welches dafür benötigt wird, dass das elektrische Signal der Nerven gehemmt wird und der Muskel entspannt werden kann. Der Krampf wird bei Erkrankung also erst durch die totale Erschöpfung des Muskels gelöst.

Bei Pferd und Mensch verläuft Tetanus sehr ähnlich. Es kommt zu einer zeitgleichen Verkrampfung aller Muskeln mit nach oben gehaltenem Kopf und der typischen „Sägebockhaltung“, bei der das Pferd seine Gliedmaßen weit nach vorne und hinten wegstreckt und den Rücken durchzudrücken scheint. Tetanus kann zudem durch einen Zwerchfellkrapf bzw. durch nachfolgende Lähmung zum Erstickungstod führen. Von erkrankten Menschen weiß man, dass es sich um eine sehr schmerzhafte Erkrankung handelt.


Was tun bei Erkrankung?
Bei einer Infektion ohne vorausgehender Impfung gibt es wenige Möglichkeiten das Toxin noch aufzuhalten:
– Innerhalb 48h muss eine Impfung stattfinden – dies ist beim Menschen praktikabel, nicht aber beim Pferd. Es sagt uns leider nicht, dass es eine solche Verletzung zu sich gezogen hat, die zudem meist von Außen nicht sichtbar ist.
– Findet man die Eintrittspforte, kann diese großzügig chirurgisch ausgeschnitten werden, parallel dazu wird eine intensive Antibiotikagabe nötig sowie die Verabreichung von muskelentspannenden Medikamenten, um einen Zwerchfellkrampf zu vermeiden.
– Ist die Krankheit schon ausgebrochen, kann durch eine sogenannte Passiv-Impfung das Immunsystem im Kampf gegen die toxinbildenden Bakterien unterstützt werden.


Die Impfung
Tetanus wird meist in einer Zweifachimpfung zusammen mit Influenza einmal pro Jahr gespritzt. Dies ist jedoch viel zu häufig. Anbetracht dessen, dass auch die Tetanusimpfung negative Auswirkungen haben kann – wenn auch selten – sollte auch diese Impfung nicht häufiger als nötig aufgefrischt werden. Da der Krankheitsverlauf und der Kampf gegen das Bakterium und vor allem gegen dessen Gift so aufwendig und für das Tier sehr schmerzhaft ist, sollte jedoch auf diese Impfung nicht verzichtet werden – so wie es inzwischen auch von Tierschützern offen gefordert wird.

Aktuell wird empfohlen alle 2-3 Jahre zu Impfen. Der Abstand zwischen den Impfungen ist aus dem Grund kleiner als beim Menschen, da für den Humanbereich deutlich hochwertigere Impfstoffe verwendet werden als im Veterinärbereich. Inzwischen gibt es Studien, welche von einer deutlich längeren Wirkung nach einer ordentlich durchgeführten Grundimmunisierung zeugen. Trotzdem empfehle ich spätestens nach 5 Jahren eine Auffrischungsimpfung durchzuführen.

Ich hoffe ihr konntet viel Neues lernen und das ein oder andere für euch mitnehmen. Wir sehen uns wieder bei Teil2, in dem es dann um die Influenza-Impfung geht.