Ohne Pferd kein Huf

Ohne Pferd kein Huf

Dass der Huf als Fundament des Pferdes eine hohe Bedeutung hat, sollte inzwischen jedem Pferdebesitzer und - liebhaber klar sein. Welchen Einfluss hat jedoch das Pferd bzw. der Reiter und Halter auf den Huf?

Verschiedene Faktoren führen zu einem gesunden Huf. Über den Schmied oder Hufpfleger möchte ich heute nicht sprechen. Sein Einfluss ist groß, jedoch nicht unermesslich. Gerne möchte ich die Aspekte ansprechen, die der Hufspezialist nicht beeinflussen kann, der Pferdehalter aber sehr wohl.

Haltungsbedingungen

  • Bodenbeschaffenheiten
    Der Huf braucht verschiedene Untergründe, um gesund wachsen in können. Der Massageeffekt durch steinige Böden ist genauso wichtig wie ein harter gerader Boden mit ausreichend Abrieb, der dem Huf den nötigen Gegendruck bietet. So, wie eine Pflanze sich am Licht orientiert, richtet sich der Huf nach dem Boden, auf dem er steht. Harte Böden in verschiedener Beschaffenheit sind hier ungleich wichtiger als weiche Böden und führen zu einem harten, widerstandsfähigen Huf mit gutem Wachstum.
  • Gelände
    Die Massage der Lederhäute, welche das Horn produzieren, findet nicht nur direkt durch steinigen Boden, sondern auch indirekt durch die Verwringung der Hornkapsel statt. Bewegung auf schrägem und unebenem Gelände, bergauf und bergab, bei der sich der Huf dem Boden anpassen muss, führt folglich zu besserem Hornwachstum
  • Bewegung
    Aus den beiden vorhergegangenen Punkten lässt sich leicht schließen, dass wenig Bewegung zu fehlenden Reizen für die Lederhäute führt und somit eine gute Hornqualität nicht zu erreichen ist. Wenig Bewegung führt ausserdem zu einer schlechten Durchblutung und somit mangelhaften Versorgung der Lederhäute mit Nährstoffen.

Fütterung

Eine falsche Fütterung führt zu verschieden­sten Erkrankungen, aber eben auch zu  mangelhafter Hufqualität. Teure Futtermittel versprechen Wunder, sollten jedoch nicht unüberlegt gefüttert werden. Sowohl eine Unter- als auch eine Überdosierung von Nährstoffen und Spurenelementen sollte verhindert werden.

Das gerne vermiedene Thema des Übergewichtes muss nun auch angesprochen werden. Ein hohes Gewicht bedeutet eine hohe Belastung für die Lederhäute und das Horn des Hufes. Hufprobleme, die bei einem normalgewichtigen Pferd beinahe problemlos in den Griff zu bekommen wären, können bei einem übergewichtigen Pferd unlösbar werden und sich auch verschlimmern.
Das selbe gilt für Pferde, die im Verhältnis zur Körpergrösse unnatürlich kleine Hufe haben. In diesem Fall ist auch ein normalgewichtiges Pferd für den Huf zu schwer, weshalb noch besser auf ein gutes Gewichtsmanagement geachtet werden muss. Leider wird in der Zucht kaum auf diesen Faktor geachtet und die Huf- und Hornqualität spielt in der Zuchtselektion kaum eine Rolle.

Ausserdem möchte ich den Einfluss von Medika­menten erwähnen. Kurzzeitmedikamente zeigen sich in der Regel als Querrille an allen vier Hufen, genau wie der Wechsel im Frühjahr auf die Weide und das Einstallen im Winter. Langzeitmedikamente und Stoffwechselprobleme können sich in einem sehr unruhigen, unregelmäßigen Wachstum der Hufe bemerkbar machen.

Training

Nun kommen wir endlich zu meinem Herzens-Thema, das leider extrem unterschätzt wird: Der Einfluss des Trainings und des körperlichen Zustandes von Pferd und Reiter auf den Huf ist riesig!!! Ein paar Beispiele dazu:

  • Fohlen
    Der Körper eines Fohlens verändert sich im Wachstum gefühlt täglich. Je nachdem, wie der Wachstumsschub ausfällt, ändert sich die Gewichtsverteilung auf den vier Hufen. Ein Längen­wachstum der Hintergliedmaßen (Kruppe ist höher als Widerrist) führt zu einem vermehrten Zug der Sehnen am Hufbein der Hinterhufe. Bis sich die Sehnen entsprechend angepasst haben reagiert der Huf mit einer steileren Ausrichtung. Die Vorhand hingegen trägt in dieser Zeit mehr Gewicht als bisher, da das Fohlen "bergab" steht. Die Hufe der Vorhand reagieren darauf, vor allem auf weichen Böden, indem sie breiter und flacher werden.
  • Remonte
    Das untrainierte, gesunde Pferd belastet seine Hufe entsprechend seiner Schiefe. Ein links hohles Jungpferd zeigt daher in der Regel hinten links und vorne rechts symmetrischere, tragfähigere Hufe als hinten rechts und vorne links.
  • Reitpferd
    Mit fortschreitendem Ausbildungsstand des Pferdes verändern sich die Hufe: Je geradegerichteter das Pferd, desto symmetrischer sind die Vorder- und Hinterhufe zueinander.
    Aber auch die wachsende Tragkraft lässt sich an den Hufen ablesen. Je höher diese ist, desto runder und in sich symmetrischer werden die Hufe. Das lässt sich vor allem an den Hinterhufen gut ablesen. Eine Stark schiebende Hinterhand führt zu ovalen Hufen. Je mehr Tragkraft die Hinter­hand entwickelt, desto runder werden die Hufe.

Körperliche Einschränkungen

Da ich in diesem Blog über die Dinge sprechen möchte, die der Pferdehalter und Reiter beeinflussen kann, passt dieses Thema nicht uneingeschränkt hier her, soll aber angeteasert werden. Daher nur ein paar Sätze dazu:

Kankheiten jeglicher Art verändern den Bewegungs­ablauf und somit den Huf. Hier ist es egal, ob es sich um eine offensichtliche Arthrose oder ein unerkanntes Magengeschwür handelt. Mit angepasstem Training kann man den Veränderungen jedoch engegenwirken.

Daher zähle ich zu den körperlichen Einschränkungen auch durch mangelndes oder fehlerhaftes Training erworbene Bewegungsabläufe. Dazu gehören z.B. Fehlstellungen der Gliedmaßen, wie bodenenges oder zehnweites Fußen. Dieses Thema möchte ich aber ein anderes mal genauer beleuchten, da es sehr umfangreich ist.

Fazit

Der Einfluss von Pferdehalter und Reiter auf den Huf ist extrem groß. Leider ist dieses Wissen bisher noch zu den wenigsten vorgedrungen und nach wie vor wird die Verantwortung für einen gesunden Huf gerne auf den Hufschmied oder -pfleger abgeschoben. Und das, obwohl dieser auch bei bester Arbeit keine Wunder vollbringen kann, wenn das Pferd mangelhaft gehalten und trainiert wird. Auch hier ist das Zauberwort einmal mehr "Eigenverantwortung". Ein schlechter Hufzustand erfordert ein genaues Überprüfen von Haltung, Fütterung, Training und Hufbearbeitung durch entsprechend geschulte Fachpersonen.

In diesem Blog habe ich viele Themen angesprochen, bei denen ich aufgrund des Umfanges nur an der Oberfläche kratzen konnte. Ich hoffe jedoch, Dich für weitere Nachforschungen inspiriert zu haben.