Wenn dann richtig! Oder: Ist Nachher auch besser als Vorher?
Der Wunsch eines jeden Pferdebesitzers ist es, dass er aus der Arbeit mit seinem Pferd eine positive Bilanz ziehen kann. Es soll schneller rennen, höher springen, schöner tanzen oder präziser arbeiten können als zuvor. Doch wie schnell es in die falsche Richtung gehen kann ist uns oftmals nicht bewusst.
Nach der überlangen Sommerpause meiner Stute habe ich bei ihr etwas wunderbares beobachtet. Sie neigt dazu unfassbar schnell abzumuskeln, sodass mich ihr Rücken doch etwas in Schockstarre verfallen ließ. Unsere erste „Trainingseinheit“ war daher reines Gespiele in Freiarbeit: Seitengänge, Gewicht verschieben, Rückwärtstreten. Und nach 20 Minuten war der Rücken wieder da! Diese Effekt war so groß, dass er mich sehr nachdenklich stimmt.
Wenn 20 Minuten gute Arbeit so viel bewirken, was passiert dann während eine Stunde mangelhafter Arbeit?
Natürlich hat meine Stute nicht ihre Muskelmasse zurück erhalten, aber ihre Körperhaltung hat sich so weit verbessert, dass ein deutlicher Effekt zu erkennen war. Zudem war durch die Pause ein Verlust des Körpergefühls zu beobachten. Beides beobachte ich auch, wenn ich regelmäßig mit ihr arbeite: Zu Beginn einer Arbeitseinheit läuft sie nie so präzise und ist sich ihrer Haltung nicht so bewusst wie sie es am Ende der letzten Einheit war, über die Zeit gesehen entwickeln wir uns jedoch in die richtige Richtung.
Unsere Pferde sind die besten Lehrmeister, die wir uns wünschen können. Sie spiegeln unsere Arbeit mit und an ihnen direkt mit ihrem Körper. Wir können also zusehen, ob die Übungen, die wir reiten oder vom Boden aus erarbeiten auch in die richtige Richtung gehen.
Leider nehmen wir uns dafür keine Zeit! Und das ist vermutlich das größte Problem. Sonst hätten wir Zeit, uns unser Pferd vor dem Reiten anzusehen und es nach dem Reiten zu vergleichen (während dem Reiten in den Spiegel schielen, sich zu verdrehen, verkrampfen und das Pferd so aus dem Gleichgewicht bringen funktioniert übrigens nicht als Alternative 😉 ).
Jeder kennt das: Wenn eine Übung super geklappt hat neigt man dazu, noch mehr zu verlangen, weil man sich so sehr freut, dass es so gut geht. Natürlich muss man immer wieder auch etwas fordern um fördern zu können. Doch die Grenze zur Überforderung und zur Ermüdung darf nicht überschritten werden! Daher doch mal lieber weniger Verlangen und dies dafür richtig reiten um mit einem positiven Gefühl abschließen zu können.
Oder um es in den Worten meiner Freundin zu sagen: Wenn das Pferd nach der Arbeit nicht schöner, strahlender, stärker, anmutiger, kompakter, runder aussieht, dann läuft wahrscheinlich etwas falsch und man sollte darüber nachdenken, was das sein könnte….