Seitwärts unterwegs – Vorbereitungen für Seitengänge, Teil 3
Heute geht es weiter mit dem dritten Teil der „Vorbereitungen für Seitengänge“. In den ersten beiden Teilen ging es um die Stellung und um die Biegung im Stehen. Nun folgt die erste Aufgabe, die in Bewegung statt findet – wir tasten uns also langsam an die Seitengänge heran.
Aktivieren des inneren Hinterbeins im Schritt
Dem inneren Hinterbein kommt bei Seitengängen oft die Tragefunktion zu – genausooft wie dem äußeren Hinterbein ;). Da wir uns aber bei der Arbeit vom Boden aus nicht oder eher selten zwischen Pferd und Bande quetschen und du somit das innere Hinterbein besser erreichen kannst als das äußere, bleiben wir zunächst bei diesem.
Ziel der Übung ist es, dass das Pferd auf antippen mit einer langen Gerte oder Bogenpeitsche das innere Hinterbein vermehrt nach vorne unter den Schwerpunkt schwingt. So kannst du beim Ausführen von Seitengängen das dir zugewandte Hinterbein gezielt aktivieren und wieder einmal dem „Mogelpferd“ ein Schnippchen schlagen.
Vorübung
Es ist hilfreich, wenn dein Pferd schon gelernt hat auf antippen die einzelnen Beine zu heben. Das ist aber kein Muss, die Übung wird auch so funktionieren. Außerdem solltest du dir überlegen, an welcher Stelle du das Pferdebein antippen möchtest. Sei hier sehr konsequent und wechsle nicht nach Lust und Laune. Der Antipp-Ort für „Bein heben“ soll ein anderer sein als für „Bein vorschwingen“. So machst du es euch beiden von Anfang an einfacher.
Umsetzung der Übung
Die Übung wird auf linker Hand erklärt. Bitte immer beide Seiten erarbeiten.
Stell dein Pferd an die Bande, in deiner Linken hälst du die Longe so, dass dein Pferd vorwärts laufen kann, ohne dass ihm bei jedem Schritt an der Nase gezupft wird. Die Longe ist bei dieser Übung ausschließlich ein „Weglaufschutz“! In deiner Rechten hälst du die Gerte in Richtung Hinterbein.
Nun forderst du dein Pferd auf anzuschritten. Du gehst neben ihm auf Schulterhöhe mit und tippst in dem Moment, in dem das innere Hinterbein den Boden verlässt, dieses Bein an. Durch das Antippen wird dein Pferd motiviert das Bein weiter vor zu führen.
Ab sofort musst du bei der kleinsten Verbesserung des Schrittes in die richtige Richtung dein Pferd loben. Es wird schnell verstehen, worum es geht. Entlasse es also auch sofort aus der Übung, wenn es das Erwünschte zeigt und versuche es nach ein paar Schritten nochmals.
Bild: Die Gerte weist auf das Röhrbein, den „Antipp-Ort“. Du kannst aber auch z. Bsp. oberhalb des Sprunggelenkes antippen. Setzt du dich nun mit dem Pferd in Bewegung, so musst du seitwärts gehen um das ganze Pferd im Blick zu behalten.
Natürlich wir dein Pferd auch hier zu mogeln versuchen. Beliebt ist z. Bsp. schneller werden oder nicht in der Spur sondern außen am Vorderhuf vorbei fußen. Beides ermöglicht, dass das innere Hinterbein die Last nun doch nicht oder nicht so lange tragen muss. Achte also darauf, wohin dein Pferd seinen Hinterhuf stellt: Er sollte auf einer Linie mit dem Vorderhuf auffußen – weder nach außen noch nach innen versetzt. Auch das Tempo sollte beibehalten werden aber tendentiell eher langsam sein. Probier es selbst aus: Große Ausfallschritte nach vorne sind anstrengender, wenn du sie langsamer ausführst. Denke auch daran, wenn du das mit deinem Pferd machst: es sieht nach wenig aus, ist aber anstrengend. Gönn deinem Pferd immer wieder eine Pause – lieber eine zu viel als eine zu wenig.
Steigerung
Mach diese Übung auch durch die Ecke: Hier wird es besonders anstrengend und auch die Balance wird besonders gefordert.
Wenn du es euch zutraust, könnt ihr auch ohne Bande die Übung probieren – das bringt nochmals ganz neue Herausforderungen, auch für dich! Denn auch wir Menschen sind nicht besonders gut darin, geradeaus zu laufen 😉
Warum machen wir diese Übung?
Durch diese Übung erlangst du ein Stückchen Kontrolle über das innere Hinterbein. Befindest du dich nun z. Bsp. im Schulterherein und dein Pferd mogelt, indem es zu sehr übertritt oder das Vorwärts vernachlässigt, so kannst du durch Antippen des inneren Hinterbeines dieses sehr einfach korrigieren. Übe regelmäßig, sodass das Ganze beinahe zu einem Reflex wird.
Außerdem förderst du das Bewusstsein deines Pferdes für seine Hinterbeine und bringst es langsam zu einem ehrlichen Untertreten und Gewichtaufnehmen der Hinterhand. Somit ist diese Aufgabe die perfekte Einführung in versammelnde Lektionen, zu denen Seitengänge gehören.
Foto: Auf dem Foto siehst du Patricia Wegmann von www.wolfsgeist.ch, die für mich mit ihrem wunderbaren New Spirit gemodelt hat. Spirit trägt einen Kappzaum von Barefoot, welchen du z. Bsp. HIER erwerben kannst.